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Deutsche Auslandsschule neu denken

Dr. Georg Birgelen, Heike Toledo und Oliver Bientzle

Begrüßung der Leiterinnen und Leiter zum anstehenden Austausch (v.l.n.r.): Dr. Georg Birgelen, Heike Toledo und Oliver Bientzle, © ZfA

24.09.2021 - Artikel

Zu einem digitalen Treffen der Leiterinnen und Leiter der Deutschen Auslandsschulen und der deutschsprachigen Abteilungen der Deutsch-Profil-Schulen hat die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) am 16. September eingeladen.

„Guten Morgen aus Guatemala“, „Guten Abend aus Taipeh“: Während die meisten Leiterinnen und Leiter der 140 Deutschen Auslandsschulen (DAS) und der 26 Deutsch-Profil-Schulen (DPS) aus aller Welt digital zugeschaltet waren, freute sich ZfA-Leiterin Heike Toledo, einige Auslandsschulakteure am ZfA-Standort Berlin persönlich begrüßen zu können. Dr. Georg Birgelen, Leiter des im Januar neugegründeten Bundesamtes für Auswärtige Angelegenheiten (BfAA), kam zum Berliner Standort der ZfA, um die Leiterinnen und Leiter herzlich zu begrüßen. Er sei sehr erfreut, dass die ZfA jetzt Teil des BfAA sei und dadurch auch der Kontakt zu den geförderten Schulen noch enger werde. Auch Oliver Bientzle, der zum 1. September die Leitung des Referates 605 im Auswärtigen Amt übernommen hat und damit für die DAS und DPS zuständig ist, nahm vom ZfA-Standort Berlin aus teil. Durch seine Auslandsverwendungen ist ihm die Auslandsschularbeit bereits gut bekannt. Im Kreis des Auslandsschulwesens willkommen hieß Heike Toledo Kay Brügmann, der nun für das Land Nordrhein-Westfahlen für die Auslandsschulen zuständig ist.

Was bedeutet Begegnung in dieser Zeit?

Die ZfA-Leiterin blickte auf fast zwei Jahre Auslandsschularbeit unter Pandemiebedingungen zurück und warf Fragen auf, wie sich diese Phase auf das Selbstverständnis der Schulen ausgewirkt hat. Was bedeutet Begegnung mit Deutschland in dieser Zeit? Wie kann die deutsche Sprache gestärkt werden? Wie könnte die digitale Schule der Zukunft aussehen? Erste Ideen für die Schulleitungen gab es dazu bereits vorab als Videoimpuls der fördernden Stellen. In Berlin berichteten eine Schulleiterin und zwei Schulleiter von den Veränderungen während der Corona-Zeit und welche neuen Aufgaben sich daraus für die Zukunft ergeben.

Procolino Antacido, bisheriger Schulleiter der Deutschen Schule New Delhi, betonte, dass der Corona-bedingte Lockdown vor allem durch das große Engagement des Kollegiums gut bewältigt werden konnte. Die Schule habe die von Auswärtigem Amt und ZfA angebotene HPI-Schul-Cloud International eingeführt. Dadurch sei während der Schulschließung fast ein Unterricht wie im Klassenraum möglich gewesen. Inzwischen gäbe es jedoch Schwierigkeiten, freiwerdende Stellen an der Schule zu besetzen.

Den Unterricht neu denken

Neue Chancen durch die Digitalisierung sieht auch Clemens Rother, der die Deutsche Schule Prag leitet. Der Unterricht müsse jetzt ganz neu gedacht werden. Mit Hilfe der Digitalisierung würden sich neue Lernpfade mit Chancen für mehr individualisiertes Lernen öffnen. Das bedeute aber keine Vereinzelung der Schülerinnen und Schüler. Es bedürfe mehr Differenzierungsräume für Kleingruppen und ganz andere Lernlandschaften als heute. Auch die Verwaltung der Schulen müsse stärker digitalisiert werden. Bei der Vermittlung der deutschen Sprache könne man digitale Möglichkeiten nutzen wie beispielsweise Chatfreundschaften oder Blogs mit Raum für Sprachhandeln.

Regina Metz, Leiterin der Deutschen Internationalen Schule Den Haag, konnte mit ihrem Kollegium die Auswirkungen des Lockdowns bei den Schülerinnen und Schülern auffangen. Sie sieht jedoch einen möglichen Wandel in der Schülerschaft, da langfristig weniger deutschsprachige Kinder die DAS besuchen würden. Umso erfreulicher sei es, dass dennoch viele Familien ohne bisherigen Deutschbezug sich für Deutsche Schulen entscheiden, da Deutsch eine wichtige Sprache bleibe. Dadurch steige der Bedarf an Angeboten für Deutsch als Fremdsprache, die ausgeweitet werden müssten. Für Regina Metz sei eine Deutsche Auslandsschule ein Stück Heimat in einem anderen Land. Durch die vielen Nationalitäten an der Schule könne die Schule als Begegnungsschule fungieren und ein Stück Weltbürgertum etablieren ohne ihre Wurzeln als Deutsche Schule zu verlieren.

Die deutsche Sprache stärken

In einer sich anschließenden virtuellen Gruppenarbeit setzten sich alle Teilnehmenden mit Fragen zur Stärkung der deutschen Sprache, zur Digitalisierung aber auch zu Leitungsmodellen der Zukunft auseinander.

Aus zwei Gruppen wurde exemplarisch zurückgemeldet, dass ein intensiverer Austausch mit Deutschland wünschenswert sei, Sprachtandems wie auch Immersionskonzepte hätten sich bewährt, seien aber ressourcenintensiv. Durch die Digitalisierung ergäben sich neue Möglichkeiten der Kooperation beim Spracherwerb beispielsweise mit Hochschulen, wünschenswert sei eine Kombination aus digitalen Angeboten und Präsenzveranstaltungen.

Mehr Mut, Vertrauen und Gelassenheit

Insgesamt haben die Teilnehmenden gute Erfahrungen mit der Digitalisierung gemacht. Seitens der fördernden Stellen werden mehr Mut, Vertrauen und Gelassenheit gewünscht, beispielsweise mal einen Schulversuch zu einem hybriden Unterrichtsmodell zu ermöglichen. Weitere finanzielle Mittel seien notwendig, nicht nur für IT-Infrastruktur, sondern auch für Schulungen im Bereich der digitalen Pädagogik und Didaktik.

An den DAS habe sich die Schulleitung als Vorgesetzte oder Vorgesetzter für alle Beschäftigten der Schule bewährt. Eine klare Zuständigkeit könne die Schulleiterinnen und Schuleiter in ihren Kompetenzen stärken.

Da dieses Schulleitungstreffen zeitgleich an allen Schulstandorten weltweit stattfand, stand mit Rücksicht auf die unterschiedlichen Zeitzonen nur ein knapper Zeitrahmen zur Verfügung. ZfA-Leiterin Heike Toledo dankte den Teilnehmenden herzlich für die Diskussionsbeiträge und verwies darauf, dass alle Impulse, die aufgrund der begrenzten Zeit nicht thematisiert werden konnten, im kommenden Gespräch mit dem Direktorenbeirat aufgegriffen werden. Das nächste digitale Schulleitungstreffen ist für den 26. Oktober geplant.




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